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Der Handel braucht stärker denn je digitale Kompetenz, die Branche ist bei Absolventen als Arbeitgeber jedoch wenig gefragt. Wirtschaftswissenschaftler und Ingenieure mit stark ausgeprägten digitalen Kompetenzen gehen nach dem Studium lieber ins Consulting, in die Automobilindustrie oder gründen ein eigenes Start-Up. Zu diesen Ergebnissen kommt das Trendence Institute in Ihrer Befragung von 52.000 abschlussnahen Studierenden. Warum ist der Handel im Vergleich zu anderen Branchen weniger attraktiv für digitale Talente ist?

Unternehmen brauchen digitale Talente in allen Abteilungen

„Die Absolventen, die aktuell die Hochschulen verlassen, sind Digital Natives. Aber das allein verrät nichts über ihre digitalen Kompetenzen. Doch genau die sind es, die Unternehmen in Zukunft brauchen – und zwar in allen Abteilungen, vom strategischen Management über die Entwicklung bis hin zum Marketing“, so Holger Koch, Geschäftsführer von trendence.

Digitals sind die Highflyer unter den jungen Talenten

Digitals überzeugen nicht nur mit ihren besonders ausgeprägten digitalen Kompetenzen. Sie zählen auch darüber hinaus zu den Highflyern unter den Bewerbern. Sie haben mehr Erfahrung mit Kanban, Scrum, Big Data oder Design Thinking als die Non-Digitals, sie sprechen besser Englisch, können mehr praktische Erfahrungen vorweisen, engagieren sich häufiger im sozialen und politischen Bereich und sie sind belastbarer und leistungsbereiter. Außerdem sind sie eher bereit, Führungsaufgaben zu übernehmen als Non-Digitals. Das macht sie so wertvoll für Unternehmen.

Wunscharbeitgeber der Digitals: lieber Consulting statt Handel

Die Digitals mit Wirtschaftsstudium wollen am liebsten bei Beratungsunternehmen arbeiten. Die Consulting-Branche verdrängt damit die Automobilindustrie auf Platz 2. Auf Platz 3 der beliebtesten Branchen für den Einstiegsjob liegen die IT-Dienstleistungen. Die Logistik- und Tourismusbranche hat es hingegen sehr schwer, Digitals zu überzeugen. Nur jeder fünfte Bewerber der Branche ist ein Digital. Auch der Öffentliche Sektor, Banken und der Handel sind für vergleichsweise wenige Digitals attraktive Arbeitgeber.

Hinzu kommt, dass Digitals nicht nur doppelt so häufig ein Start-up gründen wollen, wie ihre Kommilitonen, sie haben auch wesentlich häufiger schon während des Studiums eine feste Jobzusage von einem Arbeitgeber als Non-Digitals.

Was Studierende über den Handel denken

Die Handelsunternehmen in Deutschland stehen bei den Wirtschaftsstudierenden vor allem für Themen wie Diversity/Chancengleichheit und Corporate Social Responsibility, aber auch Kollegialität und attraktive Produkte und Dienstleistungen. Das sind in den Augen der Studierenden die Stärken der Handelsunternehmen. Den Digitals sind aber gerade diese Faktoren, insbesondere Diversity und CSR bei einem Arbeitgeber gar nicht so wichtig wie ihren Kommilitonen. Ihnen ist zum Beispiel ein internationales Arbeitsumfeld deutlich wichtiger als ihren Mitstudenten, aber gerade dafür stehen die Handelsunternehmen aus Sicht der Studenten nicht. Auch in puncto Innovationskraft und Eigenverantwortung – beides ist den Digitals deutlich wichtiger als ihren Kommilitonen bei der Arbeitgeberwahl – sind die Handelsunternehmen nach Einschätzung der Studierenden nur im Mittelfeld.

Mit anderen Worten: Die Digitals suchen Dinge in einem Arbeitgeber, die ihnen die Handelsunternehmen nicht in dem Maße bieten können wie Unternehmen anderer Branchen – zumindest glauben das die Studierenden, aber genau auf diesen Überzeugungen bauen sie ihre Entscheidung für eine Branche und einen Arbeitgeber auf.